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Aus der Zeitschriftrecht 2/2023 | S. 108–114Es folgt Seite №108

Scheuendes Pferd verletzt Kind

Bemerkungen zu BGer 4A_25/2021

Dass Pferde auf öffentlichen Strassen durchbrennen und Personen verletzen, kommt nicht mehr oft vor. Umso bemerkenswerter ist ein entsprechender, in jüngerer Zeit durch das Bundesgericht entschiedene Sachverhalt. Die Entscheidung eignet sich exemplarisch, um Streitfragen des Haftpflichtrechts im Allgemeinen und hinsichtlich der sogenannten «einfachen Kausalhaftungen» im Speziellen darzulegen. Überdies zeigt die Urteilsbegründung, dass sich der Sorgfaltsbeweis bei diesen Haftungen nicht nach dem immer gleichen Massstab richtet.

I. Der Kutschenfall

Ein durchgebranntes Pferd galoppiert durch enge Strassen und verletzt ein Kind. Man denkt unweigerlich an Filmsequenzen, die in früheren Jahrhunderten spielen. Der Kutschenfall1 ereignete sich aber in unserem Zeitalter der Elektroautos.2

Eine Bierbrauerei aus dem Kanton Bern lieferte im Jahr 2013 das Bier mit einer Pferdekutsche aus. Der bei der Brauerei angestellte Kutscher…

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